Vom Fachausschuss des VDI (Verein Deutscher Ingenieure) werden fahrerlose Transportsysteme (FTS) als innerbetriebliche, flurgebundene Systeme mit automatisch gesteuerten Transportfahrzeugen beschrieben. “Fahrerlose Transportsysteme, kurz FTS, sind ortsgebunden, transportieren Transportgüter innerhalb eines Anwendungsbereichs und werden berührungslos geführt. Ein typisches Einsatzgebiet ist die Intralogistik. Dort werden die FTS zum Beispiel bei Stückgut-Herstellern und bei Montagelinien in der Serienmontage eingesetzt”.

Durch Forderungen nach kurzen Durchlaufzeiten, geringen Beständen und hoher Flexibilität gewinnt der innerbetriebliche Materialfluss als integratives Element im Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Mit der Verwendung von fahrerlosen Transportsystemen kann ein hohes Maß an Flexibilität erreicht werden. Das folgende Video von Amazon Kiva zeigt, wie sich Fahrerlose-Transport-Systeme in der Intralogistik bewegen:

 

FTS – Praxisbeispiel Amazon Kiva: Dass die Intralogistik auf die fahrerlose Technologie setzt, zeigt beispielsweise Amazon. Das Unternehmen steckte zuletzt (2015) 775 Millionen US-Dollar in den Lagerroboter-Hersteller Kiva Systems. Mittlerweile gehört Kiva Systems komplett zu Amazon. Nach eigenen Angaben will der Versandhandel-Riese die Produktivität seiner Mitarbeiter so um das vierfache steigern. In der Praxis finden die fahrerlosen und orangefarbenen Kiva-Roboter selbstständig die bestellten Waren, holen die passende Verpackung und bringen beides zum Lagerarbeiter. Voraussetzung für einen reibungslosen FTS-Einsatz: Wareneingang, Kommissionierung, Verpackung, Warenausgang sind Stationen einer logistischen Kette, die ins kleinste Detail genauestens geplant sind. Jedes Regal, jeder Maschinen-Standort und Artikel sind vorgeschrieben und noch wichtiger, örtlich sowie softwaretechnisch erfasst. Möglich machen das festgelegte Routen und Navigationssysteme, über die die Transportfahrzeuge zu ihren Zielen navigiert werden. Zielvorgabe, Datenaustausch erfolgen über einen Materialflussrechner.

Logistik-Unternehmen wie Still, sind sogar eine Evolutionsstufe weiter. Dort spricht man von dynamischen Fähigkeiten, die einer Selbstanpassung des FTS entsprechen. “In Zukunft verfügt jedes Fahrzeug von Still über digitales Kartenmaterial des jeweiligen Lagers. Jede noch so kleine Änderung wird automatisiert dem FTS zugespielt”, so Volker Viereck, Advance Development Still GmbH, auf dem Materialflusskongress 2015 in München.” Das Besondere: “Mittels Kamera, Sensorik und eben diesem Kartenmaterial ist es dem Fahrzeug möglich, sich ohne RFID beziehungsweise Magneten durch die Hallen zu navigieren. Über eine spezielle Vernetzung mit anderen Fahrzeugen, können Lageraufgaben kooperativ und komplett autonom aber auch gemeinsam mit dem Menschen geschehen.” Letzteres funktioniert auf öffentlichen Verkehrswegen noch nicht.

FTS: Fahrerlos auf öffentlichen Straßen

Projiziert man die FTS-Technologie aus der Intralogistik auf die Straße, sind die vorhandenen technischen Möglichkeiten allerdings noch eingeschränkt. So bewegt sich die derzeitige FTS-Technologie in einem automatisierten GRID. Die Wege im Warenlager sind klar definiert und für die Fahrzeuge berechenbar. Bewegen sich dagegen die Faktoren Mensch und Tier gemeinsam mit den fahrerlosen Systemen auf der Straße, muss sich das autonome Fahrzeug mit nicht berechenbaren Störfaktoren auseinandersetzen. Das menschliche Gehirn beispielsweise ist so komplex und bis heute nicht wirklich stichhaltig erforscht; von Superrechnern beileibe nicht adaptiert – lediglich digital plagiiert. Unvorhersehbare Ereignisse bleiben so einem Computersystem unverständlich, nicht real und auf die Situation bedingt für ihn unmöglich abzubilden. Ein menschliches Gehirn schafft das tausendfach am Tag. Der Autohersteller Porsche steht der Technologie ebenfalls skeptisch gegenüber. E-Mobility ja, doch: “Das ist so verlockend wie eine Rolex fürs Eierkochen. Einen Porsche will man selbst fahren”, sagt Oliver Blume, Porsche-Chef.

Fahrerlose Transportsysteme und der VDI

In den Richtlinien VDI 2510, VDI 2710, VDI 4451 und VDI 4452 werden, verteilt auf 16 Dokumente, aktuelle Vorgaben zu fahrerlosen Transportsystemen wiedergegeben. Darin sind zum Beispiel Angaben zu den folgenden Bereichen enthalten:

  • Systemsicherheit von FTS
  • Abnahmeregeln von FTS
  • Checkliste als Planungshilfe für Betreiber und Hersteller von FTS
  • Kompatibilität von FTS

Fahrerlose Transportsysteme bestehen in der Regel aus den folgenden Komponenten:

  • Fahrerlose Transportfahrzeuge
  • Leitsteuerung
  • Einrichtungen zur Standortbestimmung und Lageerfassung
  • Einrichtungen zur Datenübertragung
  • Infrastruktur und periphere Einrichtungen

Weitere Informationen erhalten Sie unter Ameisenalgorithmus und Informationen in der Intralogistik.

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