Das Kanban-System ist ein Planungssystem der Produktionssteuerung. Im Gegensatz zu traditionellen (zentralen) Planungssystemen werden Materialfluss und Nachschub im Kanban-System ausgehend vom Verarbeitungsort, auf Grundlage der hier verwendeten Güter, gesteuert. Da in zentral gesteuerten Planungssystemen nicht flexibel agiert werden kann, wird dort eine hohe Vorratshaltung benötigt, was wiederum zu hohen Lagerhaltungskosten führt.

Ziel des Kanban-Prinzips ist es, auf allen Produktionsstufen eine Fertigung auf Abruf zu schaffen und dadurch Materialbestände im Lager zu verringern. Die gesamte Wertschöpfungskette soll somit kostenoptimal gesteuert und der Planungsaufwand verringert werden.

Funktionsweise im Kanban-System

Die Vorgehensweise ist darauf ausgerichtet, dass ausschließlich die Materialien am Produktionsort vorliegen, die tatsächlichen verbraucht werden. Im Kanban-System wird mit Kanban-Karten gearbeitet. Diese Karten sind das vorrangige Steuerungselement und enthalten sowohl für die Lagerung als auch für Produktion, Einkauf und Transport alle relevanten Daten.

Das Kanban-System wird beispielsweise von den Automobilherstellern Toyota und Mercedes Benz (Mercedes-Werke in Sindelfingen, Rastatt, Gaggenau) eingesetzt.

Das Kanban-System wird in der Praxis oft in zwei Varianten gesplittet. Wir unterscheiden dabei:

  • Transport-Kanban
  • Beschaffungs-Kanban

Bei dem Transport-Kanban wird mit Hilfe von sogenannten Kanban-Signalen (siehe Technik) zwischen Produktion, Lieferanten und gegebenenfalls dem stationären Handel (Supermarkt) vermittelt. Gesteuert wird das Transport-Kanban von einer Logistik- oder Produktionszentrale. Sie schleust planmäßig Produkte, Teile und Materialien durch die gesamte Produktionslinie.

Beim Beschaffungs-Kanban ist die Produktionslinie gleichzeitig der Auftraggeber/Verbraucher. Die Vermittlungsstrecke wird in der Regel intern gemanagt. Der jeweilige Produktionsabschnitt meldet dem vorgeschalteten Prozess seinen Bedarf an Material und produziert daraufhin nur für den Folgeprozess bedarfsgerecht.

Kanban: Technik heute

Technisch wird die Versorgung der Produktionslinien und Supermärkte, aber auch die der Krankenhäuser und Versandhäuser, in der Regel elektronisch gesteuert. Was damals die erwähnten Kanban-Cards analog übernahmen, erledigen heute Speichermedien wie Barcodes oder RFID-Chips. Das Internet dient dabei als Übertragungsmedium.

Ein Kanban als Identifikationskarte:

1. Der Kanban dient als Bestellkarte.
Beim Verbrauch von Materialteilen wird der Kanban als Bestellkarte genutzt. Damit keine Engpässe im Bestand entstehen, wird in der vorgelagerten Produktionsstufe bestellt, sobald die Nachfrage nach Materialteilen aufkommt. Die Nachfrage entsteht bei Unterschreitung eines festgelegten Mindestbestands.

2. Der Kanban dient als Identifikationskarte für das neu produzierte bzw. bestellte Materialteil.

Im Kanban-System sind benachbarte Produktionsstufen zu einem Regelkreis verbunden, wodurch eine problemlose Koordination der aufeinanderfolgenden Stufen entsteht. Das Material kann schließlich in der korrekten Zeit und korrekten Menge aus einem, zwischen den Stufen angeordneten, Pufferlager entnommen werden.

Abhängig von den betrieblichen Erfordernissen werden beispielsweise folgende Informationen auf den Karten aufgeführt:

  • Kanban-ID
  • Kanban-Losgröße
  • Gesamtanzahl von Kanbankarten für einen Artikel
  • Artikel-Nr.
  • Artikel-Bezeichnung
  • Lagerort Quelle
  • Ziel/Verbraucher
  • Barcodes

Weitere Informationen zu Kanban in der Logistik finden Sie in dem Beitrag Kanban und Schwarmintelligenz auf Führungsebene.

Bildquelle: © Jeff.lasovski, Lizenz: (CC BY-SA 3.0)

 

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