Die Warenstromsteuerung ist aus Unternehmersicht immer Profit-gesteuert.

Im klassischen Sinn bezeichnet der Warenstrom den Weg von Gütern vom Hersteller zum Endverbraucher sowie zwischen den einzelnen Herstellern, Zulieferern, Händlern und innerhalb eines Unternehmens. Die Warenstromsteuerung befasst sich mit dem Steuern, Koordinieren und Optimieren dieser Wege.

Die Abgrenzung zum Supply-Chain-Management liegt darin, dass die Supply Chain, also die Wertschöpfungskette und die damit verknüpften Prozessabläufe, ausschließlich für alle beteiligten Unternehmen wichtig sind. Der Warenstrom und die damit verbundene Steuerung setzen dagegen ihren Fokus eher auf allgemeine Eckpunkte wie Gesellschaft, Politik und Ökologie. Ökonomische sowie unternehmerische Kriterien bleiben zwar gewichtig; rücken aber eher in den Hintergrund. Es geht nicht ausschließlich um die Warenströme eines Unternehmens sondern um die globalen Wege von Waren, quasi um eine globale Materialwirtschaft.

Warenstromsteuerung – Versuch einer Definition

Einerseits ist der Begriff Warenstromsteuerung im deutschsprachigen Raum sehr verbreitet, andererseits aber nicht klar definiert, gerade weil er auf unterschiedliche Weise und von unterschiedlichen Parteien (Perspektiven) genutzt wird. Betrachtet ein Obsthändler, wie seine Bananen aus Südamerika nach Deutschland in seinen Laden gelangen, dann würde er die Steuerung/Optimierung dieser Versorgungs- beziehungsweise Lieferkette (siehe auch Bullwhip-Effekt) als Supply-Chain-Management bezeichnen, während eine Umweltschutzorganisation eher von Warenstromsteuerung sprechen würde. Der Händler betrachtet den Warenstrom unter rein wirtschaftlichen, profitorientierten Gesichtspunkten während der Umweltschützer den ökologischen Fußabdruck des Warenstroms betrachtet und ihn diesbezüglich optimieren will.

Zwar ist der Gebrauch des Begriffs Warenstromsteuerung unterschiedlich konnotiert, er lässt sich aber klar definieren beziehungsweise ableiten: Die Steuerung der Wege einer Ware (Produkt/Material), die aufgrund der Verteilung der einzelnen Standorte von Hersteller, Händler und Kunde entstehen. Dies trifft auf die globale Materialwirtschaft genauso zu, wie auf Warenströme innerhalb eines Unternehmens (Intralogistik).

Bezogen auf die globale Materialwirtschaft passt folgende Regel:

Sowohl die globale Warenstromsteuerung über Kontinente und Regionen als auch operative Fragen der Bedarfsplanung und -deckung setzen intensive Abstimmung materialwirtschaftlicher Einheiten in allen Regionen voraus. Hier müssen Kontingente vergeben, Prioritätsregeln der Kunden und Länder definiert und überwacht, Kapazitätsauslastung in Produktionsanlagen und Distributionszentren geregelt, Kanbans festgelegt und angepasst wie letztendlich aktuelle Kosten- und Leistungsvergleiche über Regionen berücksichtigt werden.

Hans-Christian Pfohl – ‚Kundennahe Logistik: Wertschöpfend – Beziehungsorientiert – Agil

Visualisierung von Warenströmen

Der Transport zwischen Lagerhäusern, Depots oder Filialen, zwischen Städten, Ländern und Kontinenten betrifft demnach die eigentliche Warenstromsteuerung an sich genauso wie operative Fragen der Bedarfsplanung und Bedarfsdeckung, was eine breite sowie tiefe Abstimmung der einzelnen materialwirtschaftlichen Einheiten aller Standorte voraussetzt. Solche hochkomplexen Warenströme können in Warenstromkarten abgebildet werden, die nicht nur die einzelnen Wege verzeichnen können, sondern auch weitere Informationen, wie beispielsweise Ware, Menge, Restbestand. Für die Optimierung solcher Prozesse werden dann Verfahren, wie die Vogelsche Approximationsmethode, herangezogen. Beispielsweise ist der Hamburger Hafen das Distributions-, Lager- und Umschlagzentrum des seeseitigen Außenhandels von Ungarn, was eher eine politisch bedingte Warenstromsteuerung darstellt als eine rein wirtschaftliche, die ein einzelnes Unternehmen vermutlich anders gestalten würde. So wurde zum Beispiel das erste Logistikzentrum von Amazon in Deutschland (Bad Hersfeld) relativ nah an der geografischen Mitte des Landes gebaut (Niederdorla). Diese Standortentscheidung war somit der erste wichtige Schritt der Warenstromsteuerung.

Während der Warenstrom nicht zwangsläufig mit dem Geldstrom (Finanzwirtschaft) zusammenhängt, beinhaltet er aber stets einen eng verknüpften und möglichst transparenten Informationsfluss (Blockchain). Dieser spielt eine wichtige Rolle in der Materialwirtschaft, deren zentrale Aufgabe darin besteht, Warenströme zwischen Lieferanten, Unternehmen sowie Kunden zu planen und zu steuern.

Zusammenfassung Warenstromsteuerung

Warenstromsteuerung bezeichnet das Koordinieren, Planen und Regulieren des Transports (der Transportwege) von Waren, der Standorte von Produktions- und Distributionszentren und des sich daraus ergebenden Warenstroms (engl.: commodity flow). Die Warenstromsteuerung findet sowohl innerbetrieblich statt als auch zwischen Unternehmen, Zulieferern, Händlern und Endkunden. Vornehmlich unterliegt sie wirtschaftlichen Vorgaben, sie kann aber auch durch politische oder gesellschaftliche Regulierungen beeinflusst sein.

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