Prozessorientierte Lagerplanung konzentriert sich besonders auf Details der Arbeitsprozesse - wie die Kommissionierung.

Die prozessorientierte Lagerplanung berücksichtigt bereits während der sogenannten Entwurfsplanung (Planungsvorlaufzeit) im Detail planungsrelevante Schlüsselpositionen wie Sortiment beziehungsweise Lagergut, Ladeeinheit und Lagerungsart. Während der gesamten Planung müssen Logistik-, Bau- und EDV-Aspekte prozessabhängig aufeinander abgestimmt werden. Grobe Abschätzungen sind eher selten.

Die prozessorientierte Lagerplanung beinhaltet alle Bausteine der klassischen Lagerplanung. Im Gegensatz zur klassischen Vorgehensweise, werden bei der prozessorientierten Herangehensweise zusätzlich Prozessabschnitte wie etwa Wareneingang, Kommissionierung und Warenausgang im Detail beleuchtet und während der erwähnten Planungsvorlaufzeit in der Gesamtplanung mit berücksichtigt. Die Prozessabhängigkeit erschwert diese Art der Lagerplanung, da bereits bei kleinen Änderungen eines vielleicht unwichtig wirkenden Prozesses, ein priorisierter Arbeitsablauf nicht mehr funktional ist. Dennoch, eine moderne Lagerplanung sollte immer prozessorientiert abgewickelt werden.

Prozessorientierte Lagerplanung in der Praxis

In der Regel sind sämtliche bestehenden oder gewünschten Logistikprozesse dokumentiert und liegen mittels Potenzialanalysen untersucht vor. Darunter fallen auch Prozessvarianten, die sich beispielsweise auf das Lagerlayout auswirken. Zu den gängigsten Faktoren zählen unter anderem: Personalanzahl, mögliche Wegstrecken, bauliche Begebenheiten und natürlich das Sortiment. Die daraus resultierenden Soll-Prozesse zeigen auf, ob zum Beispiel in bestimmten Lagerabschnitten logistische Hilfsmittel wie Hängeware, Carts, Paletten, Behälter oder Mischkartons von Vorteil sind oder ob vielleicht mit einem hohen Automatisierungsgrad unter anderem der Durchsatz erhöht werden kann.

Logistikplaner müssen also immer die gesamten Auswirkungen für mögliche Prozessveränderungen berücksichtigen – das jeweilige Wachstumspotenzial, welches unweigerlich bei einer Prozessveränderung vorausgesetzt wird, muss ebenso beleuchtet werden, wie die spätere Variabilität eines Lagers.

Ganzheitliche und kundenorientierte Prozesse haben dabei Vorrang. Es gilt: Nicht immer die teuerste Technik muss verbaut werden, vielmehr die für die Zukunft effektivste. Diese Sichtweise ist besonders wichtig, wenn der Auftraggeber einen kleineren Finanzierungsrahmen zur Verfügung hat. Wenn also bereits mathematische Algorithmen Prozesse optimieren, diese etwa beschleunigen; dann ist eine solche Lösung, auch wenn nicht hoch automatisiert, immer vorrangig zu behandeln. Als Beispiel ist die manuelle Sortier-Kommissionierung zu nennen.

Im Folgenden findet sich eine Übersicht der einzelnen Schritte einer solchen prozessorientierten Lagerplanung und wo diese in der Regel Anwendung findet. Sie muss nicht zwingend auf ein Gesamtlager projiziert, vielmehr können auch einzelne Lagerabschnitte betrachtet werden.

Prozessorientierte Lagerplanung Arbeitsschritte

  • Entwurfsplanung (Lastenheft (“siehe Link Pflichtenheft” – Auftraggeber)
  • Prozessabschnittsanalysen für Wareneingang und Co.
  • Detailplanung (Pflichtenheft – Auftragnehmer)
  • Projektsteuerung (Auftraggeber)
  • Abnahme der Gewerke (Auftraggeber)

Lagerplanung: mögliche Szenarien

  • Grüne-Wiese-Planung (Neubau)
  • Modernisierung und Optimierung der bestehenden Prozesse und Lagertechnik
  • Erweiterung der bestehenden Logistik

Die Herausforderungen bei der prozessorientierten Lagerplanung sind vor allem zeitlich behaftet: So werden Informationen berücksichtigt, die zum einen die Gegenwart widerspiegeln, zum anderen aber weit in der Zukunft liegen – auch weil Kunden, Lieferanten und Wettbewerber ständig neue Anforderungen stellen. Die gesammelten Ist-Daten werden daher auch einer sogenannten Plausibilitätsprüfung unterzogen. Sie dient für alle Beteiligten als Grundlage aller auf das Lager einflussnehmenden Punkte.

Wichtige Bausteine der prozessorientierten Lagerplanung

(Quelle – Heinrich Martin, Transport und Logistik, 8. Auflage, Jahr 2011, Seite 351)

Vergleichskriterien sind zum Beispiel:

  • Investition, Betriebskosten
  • Lagerplatzkosten (Palette/Monat)
  • Umschlagskosten (Palette/Monat)
  • Fläche- und Raumbedarf
  • Automatisierungsgrad
  • Lagerstrategie, Lagerflexibilität
  • Personal
  • Erweiterungsmöglichkeiten

Zusammenfassung

In der Praxis liegen bei der prozessorientierten Lagerplanung neben betriebswirtschaftlichen Abwägungen vor allem technische Kapazitäten, die mögliche Förderlandschaft sowie der Automatisierungsgrad im Fokus. Die Schwierigkeit dabei: Umso detaillierter die einzelnen Prozessabschnitte, wie beispielsweise Wareneingang, Kommissionierung, Packerei oder Warenausgang bei der Planung abgebildet werden, desto zeitintensiver gestaltet sich das Gesamtprojekt. Mögliche Reibungspunkte werden dabei allerdings minimiert.

Weitere Informationen zum Thema Lagerverwaltung finden Sie auch unter Funktionen des Lagers sowie unter Lagerkapazität.

Quelle Teaserbild: L’Oreal, Nottingham / CC BY-NC-ND 2.0

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