Bereits seit geraumer Zeit zieht sich ein deutlicher Trend durch die Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit. Sei es bei Nahrungsmitteln, Bekleidung oder der Fortbewegung: Verbraucher legen zunehmend Wert auf ‚grüne‘ Produkte. Im Versandhandel ist diese Entwicklung ebenfalls zu beobachten. Onlineshops, die einen ökologischen Versand anbieten, können sich der Sympathie ihrer Kunden sicher sein. Was wiederum viele nicht sehen wollen, ist die Tatsache, dass die umweltfreundliche Variante (Green Logistic) in aller Regel kostspieliger als die Konventionelle ist. Die gesellschaftliche Bereitschaft, diese Mehrkosten zu übernehmen, ist entgegen der gestiegenen Achtsamkeit für den Umweltschutz jedoch verhältnismäßig gering.

Dennoch versuchen sowohl Onlinehändler, als auch Lieferdienste diesen Erwartungen gerecht zu werden. So rückt neben den hohen Ansprüchen der Kunden der Nachhaltigkeitsaspekt nun immer weiter in den Fokus der Anstrengungen. Vonseiten der Verkäufer sind es vor allem Art und Umfang der Verpackungen, die den Versand nachhaltiger gestalten sollen. Um die Menge an Müll durch Kartonagen und Plastik zu reduzieren, steht in einigen Onlineshops beispielsweise eine ‚Umweltoption‘ zur Wahl. Entscheidet sich der Kunde für diese Alternative, akzeptiert er, dass für seine Bestellung bereits gebrauchtes Verpackungsmaterial verwendet wird. Nicht nur das hohe Volumen an Verpackungsmaterial ist ein Problem, sondern auch die Rückführung bestellter Waren, sogenannte Retouren. Um diese möglichst zu vermeiden, macht Versandhändler Otto beispielsweise mit dem Hinweis ‚der Umwelt zuliebe‘ auf unnötige Rücksendungen aufmerksam, sobald ein Kunde das identische Kleidungsstück in mehreren Größen in den Warenkorb legt. Ebenso verbessern einige Online-Modehändler die Größenangabe, um dem Kunden die passende Auswahl zu erleichtern.

Green Logistic: weniger Emission, mehr Elektrofahrzeuge

Dahingegen ist der klimaneutrale Versand durch die Logistikpartner heute in vielen Shops Standard. Nahezu jedes Zustellunternehmen ist bemüht, eine umweltfreundlichere Strategie zu fahren. Hierfür wird vor allem der Fuhrpark mit emissionsfreien Transportfahrzeugen aufgestockt und verschiedene Antriebstechniken und Modelle der alternativen Zustellung getestet. Insbesondere DHL ist mit der Produktion ihrer eigenen Elektrofahrzeuge seit 2016 sehr erfolgreich. Immerhin sind bundesweit bereits über 2.500 der ‚StreetScooter‘ im Einsatz. Mittlerweile interessieren sich sogar internationale Logistikunternehmen für den StreetScooter. Zur Erinnerung: Kein Daimler, kein Opel oder BMW hat den gelben Elektrowagen entwickelt, sondern die DHL selbst hat das Fahrzeug designt und baut ihn in Eigenregie auch zusammen. Aber auch andere Logistikunternehmen haben den Trend erkannt. Hermes und UPS sind ebenfalls aktiv und betreiben eine Elektroflotte als Teil ihrer zur Nachhaltigkeitsstrategie. Ergänzend dazu spielen die Unternehmen Zustellszenarien durch und integrieren beispielsweise eine Kombination aus Mikrodepots und Lastenfahrrädern (siehe auch cargobike) in ihre Konzepte. Auch Drohnen spielen dabei eine Rolle und sollen eine nachhaltige Paketzustellung der Zukunft unterstützen.

Auf E-Mobilität zu setzen hat in jedem Fall Sinn, dennoch ist da immer noch diese letzte Meile, an der viele Maßnahmen scheitern. Solange nicht die Anzahl der fehlgeschlagenen Zustellungen, die Entladezeit und die Anfahrten an die vielen Einzelhaushalten reduziert werden, ist hinsichtlich der Nachhaltigkeit keine Besserung in Sicht. Sicherlich trägt der verminderte CO2-Ausstoß durch die Elektrofahrzeuge zum Umweltschutz bei. Das Ausmaß der Last-Mile-Problematik greift allerdings noch viel weiter. Angefangen beim erhöhten Verkehrsaufkommen – insbesondere in den Ballungsgebieten – bis hin zu den zahlreichen Zusatzfahrten der Zusteller, aber auch der Empfänger, wenn diese ihre Lieferung nicht selbst entgegennehmen können, sondern in Postfilialen, Depots oder Paketshops abholen müssen.

Packstationen und Co.: Anzahl erhöhen und Systeme öffnen

Aus diesem Grund schlagen beispielsweise Wissenschaftler der University of Washington in ihrer im Januar 2018 veröffentlichten Studie ‘The final 50 Feet Urban Goods Delivery System‘ vor, die Anzahl der Paketstation, -kästen beziehungsweise Abgabemöglichkeiten an zentralen Sammelpunkten zu erhöhen. Auch hier sind DHL, Hermes & Co. hinterher und bauen das Netz an Packstationen, respektive Paketshops aus. Allerdings bei weitem nicht schnell genug: Amazon steht längst in den Startlöchern und macht den Alteingesessenen mit ‚Amazon Lockern‘ den Vorrang streitig. Ein Ansatz, der ebenso effizient zum Umweltschutz beiträgt, da das gebündelte und zudem garantierte Zustellen vor allem weniger Fahrten für die Paketboten – im besten Fall auch für die Empfänger – bedeutet. Je nach Lage der Anlieferungsstellen lässt sich das Abholen der Sendungen mit anderen Erledigungen kombinieren, wodurch keine zusätzlichen Wege anfallen. Gleiches gilt auch für die Zustellung am Arbeitsplatz.

So lange jedoch die Mehrheit der Angebote auf die jeweiligen Anbieter beschränkt ist, bleibt ein Großteil des Potenzials auf der Strecke. Denn der Platz, ebenso wie die Anzahl möglicher Paketshops ist limitiert. Früher oder später sollten daher alle an einem Strang ziehen, um die Paketzustellung und damit den Onlinehandel nachhaltiger zu gestalten – um quasi die sogenannte Green Logistic Realität werden zu lassen.

Sie wollen mehr über Green Logistic und verwandte Themengebiete erfahren, dann lesen Sie bitte die Artikel Rückwärtslogistik und Blue Economy.

Bildquelle: Jainpankaj009 / CC BY-SA 4.0