Wird eine Maschine oder ein Produktionsort, also einzelne Anlagen oder ganze Anlagenstraßen, für einen speziellen Bearbeitungsvorgang eingerichtet und mit den benötigten Werkzeugen ausgestattet, so wird die Dauer dieser Umrüstung als Rüstzeit bezeichnet. In der Regel fällt die Rüstzeit zwischen der Produktion verschiedener Teile an, was bedeutet, dass die Produktionsanlage in dieser Zeit stillsteht. Die Rüstzeit umfasst somit die Spanne zwischen der Produktion eines Teiles und der Produktion eines anderen an derselben Maschine.

Während der Rüstzeiten wird grundsätzlich nichts produziert, weshalb die Reduzierung von Rüstzeiten in einer Wertschöpfungskette stets ein Optimierungspotenzial darstellt und ein entscheidender Faktor für die Flexibilität in der Fertigung ist.

Rüstzeit beziehungsweise der Rüstvorgang

In der Regel besteht der Rüstvorgang aus den vier folgenden Schritten:

1. Rüstvorbereitung
2. Werkzeugwechsel
3. Einstellen
4. Testen und Anpassen

Rüstzeit in der Praxis

  • Die gefertigten Teile A werden abtransportiert und der Auftrag im System wird abgemeldet, woraufhin die Anmeldung des neuen Auftrags folgt. Dazu werden dann die neuen benötigten Materialien und Maschinen für die Produktion der Teile B bereitgestellt (siehe dazu Just-in-Sequence, Just-in-Time).
  • Die für die Teile B benötigten Werkzeuge und Vorrichtungen werden angebracht; dieser Vorgang, der Werkzeugwechsel nimmt in den meisten Fällen die geringste Zeit in Anspruch. Sind die neuen Werkzeuge eingerichtet, werden diese justiert und die entsprechenden Prozessparameter eingestellt.
  • Am längsten dauert in der Regel der letzte Schritt, das Testen und Anpassen. Dabei werden Probestücke gefertigt, die kontrolliert und beurteilt werden müssen, was dann eventuell zu einer Korrektur der Parameter und einem weiteren Testlauf führt.

Vorteile niedriger Rüstzeiten

Geringe Rüstzeiten sind essenziell für die Flexibilität in der Fertigung. Sie ermöglichen kleinere Losgrößen, also auch eine schnellere Reaktion auf Kundenwünsche und kurzfristige Auftragsänderungen. Die Maschinenlaufzeiten werden durch kürzere Rüstzeiten verlängert und die Produktionskapazität wird erhöht. Ebenso werden die Durchlaufzeiten reduziert, genauso wie die Lager- und Pufferbestände.

Optimierung von Rüstzeiten

Die Optimierung von Rüstzeiten stellt für die Unternehmen einen wichtigen Faktor dar bezüglich Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit. Eine Reduzierung von Rüstzeiten wird erreicht durch eine Standardisierung des Rüstvorgangs. Dazu gibt es mehrere spezifische Verfahren, wie beispielsweise die SMED-Methode (Single Minute Exchange of Die) oder Standardisierungen in anderen Bereichen, die die Rüstzeit ebenfalls tangieren, wie die 5S-Methode. Ziel ist es, die Rüstzeiten sowohl durch organisatorische als auch durch technische Maßnahmen zu verkürzen.

Hinweis der Redaktion: In einigen Fabriken werden, um ‚mannintensive‘ Rüstzeiten zu verhindern, Fertigungen spezifisch eingeteilt. Wird beispielsweise nachts produziert, verlagert man aus Kostengründen in dieser Zeit Aufträge, die etwa vollautomatisch gefertigt werden können.

Rüstzeit in der Intralogistik

Im Normalfall wird der logistische Betrieb (Nachschub, Materialbereitstellung) und die Produktionslinie parallel geplant, da ein Umrüsten von Anlagen innerhalb der logistischen Prozesse aus Kostengründen kaum denkbar ist. In einigen Produktionsstätten, beispielsweise im Fahrradbau, ist es allerdings möglich, die Notwendigkeit des Umrüstens mit einer sogenannten Vormontage beziehungsweise Zwischenmontage zu puffern. Dabei werden Zonen im Lager zur Verfügung gestellt, in denen Arbeitsprozesse ausgelagert werden, die eigentlich eine Rüstzeit bedürfen. Nach der Vor- oder Zwischenmontage wird das Produkt, in diesem Fall das Fahrrad, wieder zurück in die eigentliche Produktionslinie geführt.

Zusammenfassung Rüstzeit

Die Rüstzeit gehört nicht zu den wertschöpfenden Prozessabschnitten innerhalb von Produktion und Logistik. Müssen Maschinen umgerüstet werden, liegt es meist daran, dass unterschiedliche Produkte innerhalb dieser Anlage hergestellt werden. Damit der Eigner dennoch unterschiedliche Produkte produzieren und somit verschiedene Märkte bedienen kann, muss er seine Rüstzeit fortlaufend optimieren.

Bild: Pexels

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