CPFR steht für Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment und ist eine Weiterentwicklung des Efficient Consumer Response (ECR), bekannt aus dem Supply-Chain-Management. CPFR setzt voraus, dass sämtliche Informationen entlang der Wertschöpfungskette von allen Beteiligten zusammengeführt werden und ‚ohne Ausnahme’ allen teilnehmenden Partnern zur Verfügung stehen. Dabei spielen besonders die Prognosen und Erfahrungswerte des Kollektivs eine tragende Rolle. Beteiligte sind in der Regel Zulieferer, Hersteller, Handelspartner (Distribution, Händler) und das Marketing. Der Konsument steht, wie bei ECR, im Fokus dieser Zusammenarbeit.

Der entscheidende Unterschied zwischen CPFR und ECR ist der, dass mittels CPFR sämtliche Verbesserungsvorschläge sowie angestoßene Prozessveränderungen, hinsichtlich der Informationen, von allen Beteiligten gemeinsam getragen werden müssen. Ziel ist es nicht nur Daten aktuell zu halten und veraltete auszutauschen; vielmehr muss die Verbesserung der Datenqualität (siehe auch Smart Data) messbar sein. Einseitige Anpassungen sind zudem nicht zulässig. Speziell starken Schwankungen in der Nachfrage (Kundenseitig – siehe auch Bullwhip Effect) soll so noch effektiver entgegengewirkt werden.

Hinweis: Das ‘Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment’-Netzwerk wurde vom sogenannten VICS-Komitee (Voluntary Interindustry Commerce Solutions) entwickelt und gehört zum GS1-Netzwerk.

Beim Supply-Chain-Zusammenspiel mittels CPFR werden nicht nur Bestandsdaten, sondern auch Planungs- und Prognosedaten in den Prozess integriert. Das heißt, im Rahmen von CPFR werden Absatzprognosen zwischen den Geschäftspartnern ausgetauscht und laufend aktualisiert. Durch diese gemeinsame Ausrichtung der Planungs- und Prognoseprozesse wird die Gesamtmenge an Sicherheitsbeständen innerhalb der Logistikkette verringert, da durch die engere Zusammenarbeit Planungsunsicherheiten verringert werden.

GS1 Austria GmbH / ECR Austria

Kooperative Datenhoheit: Vendor-Managed-Inventory

CPFR setzt grundsätzlich auf die Integration der vorhandenen ECR-Ansätze, bei denen allerdings einige Module (zum Beispiel Bestandsverwaltung, Nachschub, Abverkäufe POS) nicht von allen Beteiligten freiwillig genutzt oder unternehmensübergreifend nicht für andere zugänglich gemacht werden. Diese Prozess-Isolation versucht man bei CPFR zu vermeiden. Als Beispiel ist die Bestandsmanagement-Maßnahme, auch VMI-Modell, zu nennen. Vendor Managed Inventory (siehe auch Nachteile CPFR) ermöglicht es dem Zulieferer oder Hersteller, Bestände besser mit den Abnehmern abzustimmen. Zulieferer oder Hersteller bestimmen auf Grundlage dieser Daten Vorratsmenge, Nachfüllzeitpunkt sowie Lieferung und besitzen somit die Kontrolle über die Bestandsdaten des jeweiligen Kunden (Händler, Point-of-Sale)*.

Aus einer VMI-Partnerschaft, die ein hohes Maß an Kooperation weit über reine Informationsteilung hinaus erfordert, ergeben sich eine Reihe von Vorteilen für beide Parteien.

Vorteile CPFR auf Basis des Vendor-Managed-Inventory-Prozesses

  • Doppelte Sicherheitsbestände (Nachschub) werden reduziert.
  • Standardisierte Bestellvorgänge, Bestellabwicklungen und Prozesse.
  • Langfristige Geschäftsbeziehungen.
  • Kunden stoßen mittels Bestellung nicht automatisch eine Disposition an.
  • Planungssicherheit in der Produktionsplanung beim Lieferanten/Hersteller.
  • Reduzierung der Frachtkosten bei Optimierung der Losgrößen und Lieferintervalle.
  • Reduzierung des Bullwhip-Effektes und von Fehlteilen bei permanenter Überwachung der Bestände.

Nachteile CPFR auf Basis des Vendor-Managed-Inventory-Prozesses

  • Lieferanten wird mittels des sogenannten ‚Vendor-Managed-Inventory-Prozess‘ Zugriff auf fremde Betriebsdaten ermöglicht.
  • Mittel- bis langfristige Partnerschaft zwischen allen Beteiligten notwendig.
  • Sehr hoher technischer Aufwand von Nöten, da die Hardware- und Schnittstellenkompatibilität gegeben sein muss.
  • Ändert sich durch einen Lieferantenwechsel das Partnerschaftsnetzwerk, können zusätzliche Kosten für alle Beteiligten entstehen (zusätzliche Hardware, Entwicklung neuer Schnittstellen).

Zusammenfassung ‚Collaborative Planning, Forecasting und Replenishment’

CPFR setzt die Bereitschaft aller beteiligten Geschäftspartner voraus, die Planungs-, Prognose- und Bevorratungsprozesse gemeinsam zu steuern und die eigentlich unternehmensspezifischen Informationen den Partnern preiszugeben. CPFR führt, langfristig betrachtet, zu einer verbesserten Zusammenarbeit zwischen Hersteller, Zulieferer und Händler. Entscheidend hierfür ist die Verknüpfung der strategischen, taktischen und operativen Teilprozesse. Mögliche Informationsquellen sind interne Geschäftspläne, Daten über vergangene Abverkaufsaktionen (Marketing), POS-Verkaufskennzahlen (siehe auch Kennzahlen), Lagerbestandsdaten (Bestandsverwaltung) sowie das jeweilige Know-how (Erfahrungswerte) zu Sortiment, Produkt und Kunde. Diese Art der Informationstransparenz kann allerdings das einzelne Unternehmen schwächen (siehe Nachteile CPFR).

*Dr. Kai Riemer, Westfälische Wilhelms-Universität Münster / Enzyklopaedie der Wirtschaftsinformatik

Weitere Informationen finden Sie auch unter Unternehmensübergreifende Supply-Chain-Planung sowie unter Kosten nicht genutzter Chancen im Supply Chain Management.

Teaserbild: TUP / Gemeinfreiheit

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