Opportunitätskosten, auch Alternativkosten oder Verzichtskosten genannt, drücken, auf Basis von sich negativ auswirkenden Entscheidungen, einen entgangenen Nutzen in Kosten aus und ermöglichen eine annähernd genaue Kostenkalkulation. Der Nutzungsgrad bezieht sich dabei immer auf vorhandene Ressourcen (Mensch, Maschine, Fläche und Betriebsmittel). Gründe für diese Art Kosten sind die erwähnten Entscheidungen, die keinen Spielraum für alternative Lösungen zulassen. Man spricht von sogenannten Opportunitäten (Möglichkeiten). So muss sich ein Unternehmen in der Regel aus mehreren Prozesslösungen für eine entscheiden. Die fiktive Verlustrechnung der nicht berücksichtigten Alternativen beschreibt die Opportunitätskosten.

Opportunitätskosten in der Praxis

Die fiktiv entgangenen Erträge, die aus alternativen Lösungsansätzen resultieren, werden in der Folge beziffert und als Opportunitätskosten ausgewiesen. Die Vermeidung von solchen Verzichtskosten basiert auf dem Wirtschaftlichkeitsprinzip. Dieser Grundsatz wiederum besagt, dass ein bestimmtes Ziel entweder mit dem geringstmöglichen Einsatz (Minimalprinzip) oder das größtmögliche Ziel mit einem bestimmten begrenzten Einsatz (Maximalprinzip) erreicht werden soll.

Ressourcen: hohe Aufwände sind zu vermeiden

Bei Opportunitätskosten handelt es sich nicht um Kosten im Sinne der Kosten- und Leistungsrechnung, sondern um ein ökonomisches Konzept. Mittels dieses Konzepts ist es möglich, entgangene Alternativen zu quantifizieren. Es gilt: Wenn Ressourcen zum Einsatz kommen, entstehen solche Kosten, auch weil Ressourcen nur mit sehr hohem Aufwand für andere Zwecke eingesetzt werden können (Rüstzeit – Rüstzeitoptimierung im Spritzguss). Sie entstehen somit beim Einsatz aller Produktionsfaktoren wie Kapital, Zeit und Arbeit und geben dabei Auskunft über die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmensprozesses ohne sich unmittelbar im Betriebsergebnis niederzuschlagen. Zwar werden Opportunitätskosten nicht durch tatsächliche Zahlungen beglichen und beeinflussen dadurch weder die Bilanz noch die Buchhaltung eines Unternehmens. Doch die Berechnung von Alternativen hilft Verantwortlichen bei konkreten Überlegungen und Entscheidungen, wie Ressourcen effizienter eingesetzt werden können.

Opportunitätskosten werden in input- und outputbezogene Opportunitätskosten unterschieden. Bei outputbezogenen Opportunitätskosten ist die Rede von Alternativkosten beziehungsweise Optimalkosten. Outputbezogene Opportunitätskosten beziehen sich demnach ausschließlich auf den Output des Produktionsprozesses. Mit inputbezogenen Opportunitätskosten werden Kosten bezeichnet, deren Deckungsbeitrag auf den Inputfaktor beschränkt wird. Dazu zählen beispielsweise die Faktoren: Stück, Arbeitsstunden oder Materialkosten.

Auxmoney

Beispiele für logistische Opportunitätskosten

  • Ein Unternehmen hat auf dem Finanzmarkt 1.000.000 Euro festverzinslich angelegt und erhält hierfür jährlich drei Prozent Zinsen. Durch einen geplanten Bau eines Logistikzentrums wird das Eigenkapital auf dem Finanzmarkt freigesetzt und für die Realisierung des Logistikzentrums verwendet. Der entgangene Zinsertrag stellt in diesem Fall die Opportunitätskosten dar, welche zur Beurteilung der geplanten Investition berücksichtigt werden sollte.
  • Müssen in der Folge Entscheidungen getroffen werden, etwa welche Förderlandschaft, welche speziellen logistischen Lösungen (Taschensorter, Pick-by-Robot, Pick-by-Vision oder manuelle Sortier-Kommissionierung) installiert werden, entstehen neue Opportunitätskosten. So beschreibt die geplante Hardware-Installation die zukünftige Flexibilität eines Lagers beziehungsweise Distributionszentrums. Sind beispielsweise Stoßzeiten, Nachschub und Kommissionier-Zeiten starr an Prozessen gekoppelt, wäre eine flexible Alternative die Opportunität. Sie könnte bei den besagten Sonderfällen Ressourcen schonen, Personal einsparen oder für einen nachhaltigen Nachschub (Liefergarantie, Kundenzufriedenheit) sorgen. Wichtig dabei: Die erwähnte Flexibilität ist heutzutage nie zu 100 Prozent zu gewährleisten. So sind starre prozessorientierte Lösungen in einigen Lagerbereichen sogar unumgänglich und nicht vollends veränderbar (Förderlandschaft, Hochregallager).

Im Kontext von Digitalisierung, Industrie 4.0 und Big Data beziehungsweise Smart Data werden heutzutage immer mehr unternehmensspezifische Potenziale aufgedeckt, die Verzichtskosten messbar machen. So geht es bei Performance Transparency, Predictive Ressource Management und Intelligent Ressource Management, etwa im Sinne einer Echtzeit-Logistik, um die Nutzung bereits vorhandener Daten, die ohne entsprechende Technologie allerdings brachliegen. Es entstehen demnach auch durch eine Nichtnutzung moderner Technologien, also durch eine passive oder zögerliche Einstellung gegenüber technisch möglichen Lösungen, Verzichtskosten. So ist der Verzicht auf die Implementierung, beispielsweile einer neuen Logistik-Software (Warehouse-Management-System, Materialflusssteuerung oder Data Mart), die für einen effizienteren Materialfluss oder allgemein flüssigeren Prozessablauf innerhalb eines Lagers sorgt, vielleicht keine bewusste Entscheidung, beinhaltet aber auch Alternativkosten. Dort bilden die zu berechnenden Opportunitätskosten ganz neue Entscheidungs- und Handlungsfelder, um wirtschaftlichere Prozesse zu implementieren.

Zusammenfassung

Eine unternehmerische Entscheidung führt zwangsläufig dazu, dass andere mögliche Entscheidungen und Maßnahmen nicht umgesetzt werden können. Aus diesen vorhandenen Möglichkeiten (Opportunitäten), die nicht wahrgenommen werden, entstehen Opportunitätskosten, die einen daraus entgangenen Nutzen beziffern. Diese auch Alternativ- oder Verzichtskosten genannte Quantifizierung beschreibt ein ökonomisches Konzept, das den fiktiven, entgangenen Nutzen einer bestimmten Entscheidung konkret aufdeckt und kalkulierbar macht.

Bildrechte Teaser: Wrangler – Fotolia.com

Also available in English (Englisch)