Physical Internet ist ein Konzept für ein optimiertes, standardisiertes weltweites Güter-Transportsystem nach der Idee des digitalen Internets. Entgegen der heutigen Vorgehensweise, bei der ein einzelner Transportdienstleister Waren über große Distanzen transportiert, setzt die Idee des Physical Internet auf fragmentierte, anbieterunabhängige Transporte.

Mit Hilfe standardisierter Transportbehälter soll eine maximale Auslastung von Transportfahrten erreicht werden, die Beförderung als solche dann von jedem beliebigen Transporteur mit freien Kapazitäten, auch partiell, übernommen werden können. Jeder Transportbehälter soll mit einem weltweit eindeutigen Identifier in Form eines SmartTags versehen werden, ähnlich der MAC-Adresse im digitalen Pendant, und so jederzeit lokalisiert und identifiziert werden können. Gemeinsame Lagerstätten, Hubs, Übergabepunkte und standardisierte Schnittstellen dienen der einfachen Konsolidierung und Weitergabe der Güter.

Das Ziel von Physical Internet

Das Ziel ist eine deutlich effizientere Auslastung der Transportwege, die sowohl aus ökonomischen (kürzere Transportzeiten, weniger Personalkosten) als auch aus ökologischen Gesichtspunkten (weniger Verkehr, weniger CO2-Ausstoß) spürbare Vorteile bringen soll. Auch gesellschaftlich verspricht das Konzept verschiedene Vorteile. So wären Lkw-Fahrer beispielsweise nur noch auf Kurzstrecken unterwegs, danach würde die Ware an den nächsten Transporteur übergeben. Verzögerungen durch Ruhezeiten entfielen, der Fahrer könnte in seinem eigenen Bett schlafen. Auch Taxis oder privat Pkw könnten in die Transportkette integriert werden.

Aus intralogistischer Sicht könnte eine ausgewogenere Auslastung von Lagerstätten und Distributionszentren die Folge sein, da diese als Teil des Konzeptes ebenfalls im Sinne einer Shareconomy genutzt würden; sprich nicht ein Anbieter nutzt ausschließlich sein eigenes Distributionszentrum sondern jeder kann auf alle freien Lager-Ressourcen weltweit zugreifen.

Die Entwicklung

Geboren wurde die Idee von Benoit Montreuil, Professor am Lehrstuhl “Material handling and Distribution” am Georgia Institute of Technology. Der Begriff „Physical Internet“ fand 2006 zum ersten Mal Erwähnung auf der Titelseite der britischen Zeitschrift „The Economist“. Seither haben sich internationale Forschungsprojekte entwickelt, die verschiedene Teilbereiche erforschen und entwickeln. Ein Beispiel ist das Projekt MODULUSHCA, das die Entwicklung der standardisierten Transportboxen im Visier hat.

Wie auch bei verschiedenen Industrie 4.0-Entwicklungen stellt für das Physical Internet eine anbieter-, branchen- und grenzüberschreitende Standardisierung die größte Herausforderung dar.

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