Die Logistikbranche in Deutschland bildet nach Automobilindustrie und Handel den drittgrößten Wirtschaftsbereich. Auch in Bezug auf die Beschäftigtenzahl ist sie nach Gesundheitswesen und Handel mit über drei Millionen Erwerbstätigen an dritter Stelle. Diese Beschäftigten sind nicht nur in ausgewiesenen Logistikbetrieben tätig, sondern auch in den logistischen Prozessen anderer Branchen, weshalb die Logistik auch als Querschnittsbranche gilt. Eine Hälfte der logistischen Leistungen zählt dabei zur Intralogistik, während die andere Hälfte aus dem Verkehr von Gütern besteht über Land, Luft und Wasser.

Die meisten Optimierungen in der Logistik und Intralogistik werden entlang der Prozesskette und in den entsprechenden Teilprozessen umgesetzt. In der Regel sind es Erhöhungen des Automatisierungsgrades sowie der Einsatz von technologischen Lösungen. Dennoch spielen menschliche Arbeitskräfte nach wie vor eine immens wichtige Rolle innerhalb einzelner Prozesse. Genauso wie bei rein technischen Optimierungen ist das Ziel beim Einsatz von persönlicher Schutzausrüstung einerseits die Sicherheit der Beschäftigten zu gewährleisten und andererseits darum, Zeitverluste gering zu halten beziehungsweise eine schnelle Handhabung zu ermöglichen.

Schutzhandschuhe erfüllen somit drei Funktionen:

  • Sie schützen die Hände des Trägers bei der Arbeit vor Schnitten, Stichen, Quetschungen oder Verätzungen.
  • Sie ermöglichen ein sicheres Greifen von Teilen, Materialien, Waren und Verpackungsmitteln und allgemein eine sichere Handhabung.
  • Sie schützen auch die Güter selbst, indem die Handschuhe ein entsprechend hohes Tastgefühl bieten, eine hohe Griffsicherheit und gegebenenfalls bestimmte Eigenschaften haben, die beispielsweise eine elektrostatische Aufladung verhindern.

Erreicht werden diese Funktionen durch die richtigen Materialien und deren Kombination sowie die entsprechenden Verfahrenstechniken. So bestehen Sicherheits- respektive Schutzhandschuhe in der Regel aus einem Trägermaterial und einer Beschichtung. Beides zusammen entscheidet über Schutzfunktionen, Einsatz und Komfort. Daraus resultiert auch, wie robust und langlebig ein Handschuh ist oder welchen Schnittschutzlevel er hat.

Während das Trägermaterial aus Polyester, Carbonfasern, Edelstahlstahlfasern oder einem speziellen Faserverbund besteht und bei Schnittschutzhandschuhen für den eigentlichen Schnittschutz sorgt, bestimmen die unterschiedlichen Beschichtungen den eigentlichen Einsatzzweck. Dazu gehören in der Regel:

  • Polyurethan: Beschichtungen aus Polyurethan (PU) sind besonders feinfühlig und sehr elastisch. So passen sie sich den Bewegungen der Hand an. Es handelt sich um eine mikroporöse Beschichtung, die luftdurchlässig ist und so für eine Belüftung des Handschuhs sorgt. PU reagiert auch nicht auf Kälte oder Wärme und ist strapazierfähig und langlebig.
  • Latex: Eine Beschichtung aus Latex zeichnet aus, dass sie auch bei feuchten und nassen Oberflächen eine sehr gute Griffsicherheit bietet. Denn Latex ist wasserunempfindlich und beständig gegen Öle. Darüber hinaus ist Latex sehr flexibel und widerstandsfähig gegen mechanische Einwirkungen.
  • Latexschaum: Ist noch elastischer als Latex.
  • Nitril: Beschichtungen aus Nitril sind dicht gegen Flüssigkeiten und somit ideal, um Hände vor Chemikalien, Öl, Fetten und Lösungsmitteln zu schützen. Nitril bietet ebenso eine mechanische Belastbarkeit und hohe Abriebfestigkeit.
  • Nitrilschaum: Nitrilschaum-Beschichtungen eignen sich besonders für feuchte Arbeitsumgebungen und leicht ölige Oberflächen, da sie dafür eine entsprechende Griffsicherheit bieten. Die offenporige Struktur leitet Wärme und Feuchtigkeit nach außen ab und verleiht dem Handschuh sowohl Bewegungsfreiheit als auch ein sehr gutes Tastempfinden.
  • NFT-Nitril: NFT steht für New Foam Technology und hat neben den Eigenschaften von Nitril beziehungsweise Nitrilschaum noch ein geringeres Gewicht und einen verbesserten Wärmetransport aus dem Handschuh, man schwitzt also weniger.
  • Mikronitrilschaum: Im Vergleich zu Nitrilschaum ist die Beschichtung noch dünner und bietet dadurch besseren Tragekomfort und eine optimierte Passform.

Anmerkung:
Diese Aufzählung liefert einen groben Überblick. Die einzelnen Trägermaterialien und Beschichtungen unterliegen einer fortlaufenden Entwicklung, wodurch stets neue Materialien und Materialmischungen entstehen, die zum Teil patentiert werden und somit ausgewiesene Marken diverser Hersteller sind.

Manche Beschichtungen werden auch durch bestimmte Verfahrenstechniken weiter optimiert. Sehr verbreitet ist beispielsweise die sogenannte Sandy-Oberfläche beziehungsweise das Sandy-Finish, bei dem feinste Sandpartikel zugemischt werden. Dabei erhält eine eigentlich glatte Beschichtung eine raue Oberfläche, die für mehr Griffsicherheit sorgt.

Bei Schutzhandschuhen sind Normen und Richtlinien essenziell für eine korrekte Anwendung. Die Standards dafür setzt das Deutsche Institut für Normung e. V. und legt mit der Norm EN 420, die für alle Schutzhandschuhe anzuwendenden, relevanten Prüfverfahren und die allgemeinen Anforderungen fest. Gestaltungsgrundsätze, Handschuhkonfektionierung, Widerstand des Handschuhmaterials gegen Wasserdurchdringung zählen ebenso dazu wie Unschädlichkeit, Komfort und Leistungsvermögen, sowie die vom Hersteller vorzunehmende Kennzeichnung und zu liefernden Informationen.

EN 388:2003 MECHANISCHE RISIKEN
Abriebfestigkeit (0 – 4)
Schnittfestigkeit (0 – 5)
Weiterreißfestigkeit (0 – 4)
Stichfestigkeit (0 – 4)

EN 388:2016 MECHANISCHE RISIKEN
Abriebfestigkeit (0 – 4)
Schnittfestigkeit (0 – 5)
Weiterreißfestigkeit (0 – 4)
Stichfestigkeit (0 – 4)
Schnittfestigkeit (A – F)

EN 511 KÄLTE
Konvektionskälte (0 – 4)
Kontaktkälte (0 – 4)
Durchdringung
Wasser (0 – 1)

EN 407:2004
Gegen thermische Risiken (Hitze/Feuer)

EN 16350:2014
Elektrostatische Eigenschaften für
Schutzhandschuhe

Anmerkung:

Beim Schnittschutz gibt es zwei unterschiedliche Testverfahren, mit unterschiedlichen Bezeichnungen der jeweiligen Schnittfestigkeit. So findet man immer noch die Einstufung von 0-5 sowie – immer verbreiteter – die Einstufung von A-F. Je höher die Zahl beziehungsweise der Buchstabe, desto höher ist der Schnittschutz.

Zusammenfassung

Persönliche Schutzausrüstung (PSA) und vor allem Schutz- und Sicherheitshandschuhe spielen eine zentrale Rolle sowohl in manuellen als auch hochgradig automatisierten Intralogistikprozessen. Schutzhandschuhe erfüllen dabei drei Funktionen:

  • Sie schützen die Hände des Trägers.
  • Ermöglichen ein sicheres Greifen von Materialien.
  • Sie schützen auch die Güter selbst.

Die Auswahl der richtigen Materialien und Beschichtungen ist entscheidend für die Funktionen der Schutzhandschuhe. Dabei kommen verschiedene Materialien wie Polyurethan, Latex, Nitril und deren Varianten zum Einsatz. Normen und Richtlinien, wie die EN 420 für allgemeine Anforderungen an Schutzhandschuhe, sind essenziell für eine korrekte Anwendung. Besonders wichtig ist die Schnittfestigkeit, die je nach Norm unterschiedlich bewertet wird.

Zu unserem Übersichtsbeitrag zu persönlicher Schutzausrüstung (PSA)
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