Jedes Jahr dasselbe: Weihnachten kommt irgendwie immer viel zu früh. Eben war noch Sommer und schon naht die Bescherung. Das ist sicherlich einer der Gründe, weshalb es im Internethandel im letzten Quartal besonders rund läuft. Hier lassen sich stressfrei die Geschenke für die Lieben shoppen, ohne in die überfüllten Geschäfte und Einkaufsstraßen gehen zu müssen. Dank der vielen Sales-Aktionen und speziellen Deals ist zudem das ein oder andere Schnäppchen drin.

Wer dachte, dass das vergangene Weihnachten schon die Spitze der Wachstumskurve im Online-Geschäft war, der wird nun eines Besseren belehrt. Denn, so sind sich alle Experten einig, dieses Jahr wird noch einmal ordentlich eins draufgesetzt. Laut Einschätzungen des HDE erwartet den E-Commerce allein im Weihnachtsgeschäft ein Wachstum um bis zu zehn Prozent. Während sich die Internethändler bei diesen Aussichten die Hände reiben, wissen die Paketdienstleister nicht, wie sie diese Herausforderung bewältigen sollen. Denn die Massen an versendeten Paketen müssen schließlich ausgeliefert werden – natürlich noch rechtzeitig zum Fest.

Paketflut zum Weihnachtsfest: schöne Bescherung!

Die Aussicht auf die nahende Paketflut lässt erahnen, vor welcher Herausforderung DHL, Hermes & Co. stehen. An die 30 Millionen Pakete mehr als noch im vergangenen Jahr – das ist die stattliche Prognose. Dabei geht die DHL zu Spitzenzeiten von bis zu 8,5 Millionen Sendungen pro Tag aus. Damit wird das diesjährige Weihnachten zum (Paket-)Geschäft der Superlative. Gleichzeitig droht der Super-GAU. Denn schon jetzt sind die Paketboten überlastet, Postfilialen und Paketstationen platzen regelrecht aus den Nähten und der Verkehr in den Innenstädten stößt an die Grenze des Erträglichen.

Besonders um Letzteres zu mildern, könnte sich Post-Chef Frank Appel in den Städten eine gebündelte Zustellung vorstellen. In seinem Sinn müsste allerdings ein einziger Anbieter bestimmt werden und eine Stadt den Anfang machen, damit weitere nachziehen. Ein radikaler Schritt! Dabei ist die Idee grundsätzlich gar nicht so abwegig und die Idee der zusammengefassten Lieferungen geht in die richtige Richtung. Besonders die Vorweihnachtszeit zeigt es wieder: neue Ansätze müssen her.

Lieferungen zusammenfassen und zentral ausliefern

Was kann eine gebündelte Zustellung also bewirken? Die steigende Zahl der Pakettransporter führt gleich zu mehreren Problemen: Zum einen entsteht dadurch noch mehr Verkehr in den Städten. Zum anderen erhöht sich gleichzeitig der CO2-Ausstoß, was eine Belastung für Mensch und Umwelt bedeutet. Werden Zustellungen zusammengefasst, reichen weniger Fahrzeuge für deren Transport aus. Doch wer soll darüber entscheiden, welche Paketzusteller letztlich durch die Stadt fahren dürfen? Am effizientesten lassen sich diejenigen Konzepte umsetzen, die einen anbieterübergreifenden Ansatz verfolgen. So erübrigt sich der Kampf um die Alleinherrschaft in den Zustellgebieten und es kann weiterhin über verschiedene Paketdienste versendet werden. Solche dienstleisterübergreifenden Konzepte sind schon im Einsatz. Beispielsweise in Berlin, wo Paketkästen mit mobilen Containern als innerstädtischer Umschlag- und Konsolidierungspunkt getestet werden. Die Boxen können von allen KEP-Dienstleister genutzt werden, um Sendungen für ein Zielgebiet zu sammeln und von dort weiter zu verteilen. Das funktioniert ebenfalls in die andere Richtung, indem Sendungen aus dem Zielgebiet eingesammelt und zu Adressen außerhalb des Gebietes gebracht werden.

Gleiches Prinzip, andere Abwicklung

Sinnvoll ist dieses Prinzip auch ohne extra aufgestellte Container. So lässt sich beispielsweise auch mit dem gebündelten Zustellen an zentrale Annahmestellen die Effizienz steigern. Vereinzelt bieten Shoppingcenter an, sich Pakete dorthin liefern zu lassen. Ähnlich verhält es sich auch mit der Lieferung ins Unternehmen. Auch hier wird die Zustellquote erhöht, indem sich die Mitarbeiter ihre Pakete ins Büro liefern lassen. Der Vorteil bei beiden Möglichkeiten ist, dass dieser Service von allen KEP-Dienstleistern genutzt werden kann und sie die Sendungen dort garantiert zustellen können. Da die geschäftlichen gemeinsam mit den privaten Paketen angeliefert werden, fallen zudem viele Fahrten zu den Privatadressen weg. Die Paketfahrer können somit bei weniger Stopps mehr Sendungen ausliefern. Die Kunden bzw. Arbeitnehmer wiederum wissen ihr Paket sicher und zuverlässig in Empfang genommen und können es dann entspannt abholen.

Nicht nur im Weihnachtsgeschäft trägt dieser Ansatz dazu bei, die KEP-Dienste zu entlasten und den drohenden Paketkollaps zumindest zum Teil aufzufangen. Auch unabhängig vom extremen Auf und Ab des Saisongeschäfts ist das Konzept der gebündelten, anbieterübergreifenden Zustellungen ein sinnvoller Lösungsweg, der auf längere Sicht dabei helfen kann, die stetig wachsenden Paketmassen effizient auszuliefern.

Weitere Informationen finden zur urbanen Logistik Sie auch in dem Beitrag Die Letzte-Meile-Logistik im E-Commerce – Herausforderungen und Lösungsansätze.

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