Im deutschen Sprachgebrauch wird immer öfter der englische Begriff „Warehousing“ verwendet, der eigentlich mit Lagerlogistik, Lagerung, Lagerwesen oder Lagerhaltung gleichzusetzen ist. Meist wird er aber nicht als reiner Anglizismus für bestehende deutsche Ausdrücke benutzt, sondern bezeichnet das Übertragen der Lagerlogistik an einen externen Dienstleister. Wenn im Deutschen also von Warehousing gesprochen wird, dann ist damit die Auslagerung der Lagerhaltung gemeint.

Was wird ausgelagert?

Beim Warehousing stellt der externe Dienstleister nicht nur Lagerräume zur Verfügung, sondern erfüllt auch alle Funktionen, die bei einer Lagerhaltung anfallen. Dazu gehören das Warehouse Management, also die Lagerverwaltung, mittels einer entsprechenden Software beziehungsweise eines Warehouse Management Systems. Dadurch werden alle im Lager stattfindenden Prozesse überwacht, geprüft, gesteuert und softwareseitig optimiert; also alle Abläufe vom Wareneingang bis zum Warenausgang. Neben den gängigen Prozessen wie Einlagern, Auslagern, Kommissionieren sowie eventuell auch Verpackung, Etikettierung und Distribution werden aber auch weitere Aufgaben vom externen Dienstleister übernommen. Dazu gehören vor allem:

  • Einhaltung und Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen (für beispielsweise Brandschutz und Arbeitssicherheit) sowie korrekter Einsatz von Sicherheitsausstattung und -ausrüstung (PSA).
  • Ausreichend Personal für die Lagerhaltung zu haben und es auch entsprechend zu qualifizieren.
  • Wartung von Maschinen wie beispielsweise Flurförderzeuge.

Warum Warehousing?

Das Outsourcen der Lagerlogistik respektive Lagerhaltung kann unterschiedliche Gründe haben. Der Kostenfaktor spielt natürlich immer eine Rolle; aber die Frage, ob es kostengünstiger ist ein eigenes Lager mit allem was dazu gehört zu betreiben oder regelmäßig für das Warehousing einen Dienstleister zu bezahlen, ist nicht das das einzige Entscheidungskriterium. Im Folgenden sind einige Aspekte aufgelistet, die eine Abwägung zwischen eigener Lagerhaltung und Warehousing aufzeigen:

  • Gelegentlich ist es einfach nur eine Frage der Gesamtkosten. Was ist in einem bestimmten Zeithorizont und unter welchen Bedingungen die günstigere Lösung.
  • Es fehlt am nötigen Investitionskapital. Die Investitionskosten für ein eigenes Lager inklusive Maschinen und Personal sind im Vergleich zu den laufenden Kosten für Warehousing zu hoch.
  • Es fehlt am nötigen Know-how, um eine eigene Lagerhaltung effizient zu gestalten. Denn die Lagerlogistik erreicht keinen Status quo, der dann aufrecht erhalten werden muss. Stattdessen unterliegt sie wie die Intralogistik allgemein einer fortwährenden Optimierung. Schnellere Durchlaufzeiten, höhere Prozesssicherheit und effizientere Abläufe bei gleichzeitig höheren Sicherheitsstandards und permanentem Kostendruck sind nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch des Fachwissens und der Erfahrung.
  • Erweiterung des Sortiments. Führt zum Beispiel ein Unternehmen ein neues Produkt ein, das aufgrund seiner Form, Abmessungen oder Gewicht nicht an den bereits verfügbaren Stellen gelagert werden kann oder es werden Rohstoffe sowie Materialien dafür benötigt, die nicht an den bisherigen Stellplätzen gelagert werden können – dann muss diese Lagerhaltung an einen externen Dienstleister übertragen werden. Gleiches gilt für Waren, deren Lagerung bestimmte Vorgaben erfüllen muss wie beispielsweise Kühlung oder Gefahrstofflagerung. Somit kann eine Sortimentserweiterung ein Warehousing nötig machen.
  • Erschließung neuer Märkte. Werden Märkte in anderen Regionen und Ländern erschlossen, so lohnt sich eine eigene Lagerhaltung womöglich noch nicht oder wäre mit einem zu großen Risiko verbunden. Nur ein zentrales eigenes Lager in der Heimatregion zu betreiben, erschwert aber die Erschließung des neuen Marktes. Dementsprechend bietet es sich an, in der neuen Region Warehousing zu nutzen und somit eine dezentrale Lagerstruktur zu haben.

Zusammenfassung

Beim Warehousing übernimmt ein externer Dienstleister die Lagerhaltung beziehungsweise Lagerlogistik eines Unternehmens. Dafür werden bestimmte Konditionen festgelegt, unter welchen der externe Dienstleister diesen Bereich des Unternehmens betreut. Ausgelagert werden nicht nur die Räume, sprich Lagerflächen, sondern auch alle Prozesse innerhalb des Lagers zwischen Wareneingang und Warenausgang. Ebenso gehören zum Warehousing auch weitere Aufgaben wie Qualifizierung des Personals, Wartung der Maschinen oder Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen. Die Verwendung des Begriffs „Warehousing“ ist im deutschen Sprachgebrauch abzugrenzen von den Bedeutungen im Englischen. Dort steht Warehousing  für die Begriffe Lagerung, Lagerhaltung, Lagerwesen und Lagerlogistik und nicht ausschließlich für die Übertragung der Lagerhaltung an einen externen Anbieter. Eine Sonderform des Warehousing stellt das Data Warehouse dar, in dem Daten ausgelagert werden und wofür es auch spezialisierte Anbieter gibt.

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