Die Verpackungslogistik (englisch: packaging logistics) ist ein Teilgebiet der Logistik; sie ist quasi ein Bindeglied zwischen Produktion und Distribution. Die Verpackungslogistik befasst sich neben den Verpackungsmaterialien auch mit den entsprechenden Prozessen und Strukturen des Packens und Verpackens; wodurch sie insgesamt als ein Arbeitsfeld identifiziert wird, das enorme Optimierungs- und Einsparpotenziale bietet. Sie ist abzugrenzen von der Begrifflichkeit der logistischen Verpackung, die sich vor allem auf die Verpackungsart bezieht, wie beispielsweise Isolierverpackungen.

Verpackung: Definition

Als Verpackung bezeichnet man die Umhüllung eines Packgutes zum Schutz der Umgebung oder des Packgutes selbst, zur Portionierung für die Produktion/die Verwendung und ebenso zum Transport, zur Lagerung sowie zur Vermarktung. Die Verpackung besteht aus Packstoff (Material), Packmittel (aus dem Material hergestellte Umhüllung) sowie Packhilfsmitteln die wiederum Verpacken, Verschließen und Versandvorbereitung ermöglichen. Verpackung ist das Resultat eines Verpackungsprozesses (siehe auch (Sorter)-Packerei), der schon bei der Gestaltung der Verpackung beginnt und ganzheitlich betrachtet ein Verpackungssystem bildet.

Packaging is a coordinated system of preparing goods for safe, secure, efficient and effective handling, transport, distribution, storage, retailing, consumption and recovery, reuse or disposal combined with maximizing consumer value, sales and hence profit.

Mazen Saghir / The Concept of Packaging Logistics / Lund University

Die Funktionen des Verpackens beziehungsweise der Verpackung lassen sich dabei in drei Bereiche teilen:

  • Logistik (Transport ermöglichen und erleichtern, Produkt und Umwelt schützen, Informationen (siehe auch Informationen in der Intralogistik) zur Verfügung stellen, siehe beispielsweise RFID)
  • Marketing (Format, Design, Kundenbindung und -zufriedenheit)
  • Umwelt (recyclebar, Mehrweg, Einweg, Rückwärtslogistik)

Verpackungslogistik: Aufgabenfelder

Die Verpackungslogistik muss sowohl mit der Lager- als auch der Transportlogistik abgestimmt sein. Alle drei Bereiche haben gemein, dass sie ein Bindeglied zwischen Produktion und Distribution (siehe auch Distributionszentrum) darstellen. Die Steuerung, Organisation und Optimierung der Verpackungsprozesse eines Unternehmens obliegen dabei der Verpackungslogistik. So kümmert sich die Verpackungslogistik um die Koordination der Interessen von Lager- und Transportlogistik und muss auch mit dem Verpackungshersteller eine optimale Lösung erarbeiten.

Versteht man die Logistik als ein Tätigkeitsfeld, das entsprechende Prozesse und Strukturen plant, implementiert und kontrolliert, während Verpackung beziehungsweise Verpacken Produkte beinhaltet, sichert und schützt, bewirbt sowie informiert – dann umfasst Verpackungslogistik eine Optimierungsbandbreite, die von der Produktion bis zum Endverbraucher reicht; sogar darüber hinaus, da die Entsorgung der Verpackung mitgedacht werden muss.

In der Prozesskette Kommissionieren / Verpacken / versandfertig machen bildet, aus Unternehmenssicht, der Verpackungsprozess das zentrale Element. Dabei werden durch eine effiziente Verpackungslogistik Kosten gespart, indem die Zeiten für das Ein- und Auspacken so gering wie möglich gehalten werden. Ebenso beeinflusst die Verpackungslogistik auch die Lagerkosten, indem einerseits der Raumbedarf optimal berechnet sowie die Verpackungsarten dementsprechend ausgewählt werden, um eine höchsteffiziente Raumausnutzung zu erreichen (siehe auch Lagerkapazität). In der Gesamtheit lässt sich von einem Verpackungssystem (englisch: packaging system) sprechen, das so weit reicht, dass es beispielsweise durch platzsparende Verpackungen zu einem geringeren Transportvolumen führt.
Somit kann die Verpackungslogistik sowohl Kosten sparen entlang der Wertschöpfungskette als auch die Umwelt schonen. Das folgende Beispiel zeigt anschaulich, wie sich die vielen Facetten der Verpackungslogistik (Intralogistik, Logistik, Umwelt und Marketing) in einer integralen Lösung niederschlagen.

Beispiel nExtCOMbag

Das enorme Wachstum des Onlinehandels birgt neben den logistischen Herausforderungen auch eine erhebliche Belastung für die Umwelt. Einerseits werden die bestellten Waren häufig in übergroßen Verpackungen versendet, was dazu führt, dass rund ein Fünftel des Transportvolumens auf der Straße nur Luft ist; und andererseits werden insbesondere im Fashion-Bereich vermehrt Plastiktüten als Versandverpackung eingesetzt, die zwar eine bessere Raumnutzung beim Transport ermöglichen, aber in der Herstellung und bei der Entsorgung eine große Umweltbelastung darstellen.

Hier greift die auf Papiertaschen basierende, verpackungslogistische Lösung nExtCOMbag, die für eine vollautomatische Verpackung konzipiert ist. In diesem automatisierten Verpackungssystem werden sowohl Aspekte der Umwelt als auch der Wirtschaftlichkeit und des Marketings vereint. Es umfasst dabei logistische Aspekte wie Sortieren, Abfüllen, Dokumenten-Management, Packmittel-Handling, ‚Verheiraten’ von Behälter und Verpackung, Drucken des Versandetiketts sowie das abschließende volumenoptimierte Verschließen von Einzel- und Multi-Pos-Aufträgen. Durch das Verpackungsmaterial (Papier) und den platzsparenden Tütencharakter ist es eine sehr umweltfreundliche Lösung, die sich darüber hinaus auch durch einen geringen Personaleinsatz in der Packerei und eine schnelle Skalierung bei Schwach- oder Hochlastzeiten auszeichnet. Darüber hinaus ermöglicht die Papiertasche eine individuelle Gestaltung samt Flächennutzung, was das Marketing effektiv für Markenkommunikation und Corporate Branding nutzen kann*.

Verpackungssysteme

In einem Verpackungssystem gibt es verschiedene Ebenen und Arten des Verpackens. Jede Ebene hat eigene Funktionen und Schwerpunkte, die optimiert werden können. Darüber hinaus ist für eine funktionierende Verpackungslogistik entscheidend, dass die Ebenen untereinander reibungslos kommunizieren und interagieren. Im Folgenden die wichtigsten und gängigsten Arten für die (Intra-)Logistik:

  • Primärverpackung (Verpackung ist in direktem Kontakt mit dem Produkt; Verpackung, die man als Konsument erhält)
  • Sekundärverpackung (enthält mehrere Primärverpackungen)
  • Tertiärverpackung (mehrere Primär- oder Sekundärverpackungen, die zusammen auf einer Palette (siehe dazu EPAL) oder einem Container angeordnet sind)
  • Gruppenverpackung (Verpackung, die mehrere Primärverpackungen schützen oder präsentieren)
  • Transportverpackung/Industrieverpackung (soll eine effiziente Produktion und Distribution gewährleisten durch das schnelle und einfache Bearbeiten, Transportieren sowie Lagern mehrerer Primärverpackungen; soll ebenso Transportschäden und falsche Handhabung verhindern)
  • Gebrauchte Verpackung (Verpackungsmaterial, das nach dem Auspacken des Produkts anfällt)

Verpackungslogistik und Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist mittlerweile in der Logistik und erst recht in der Verpackungslogistik ein sehr wichtiges Thema. Die Schlagworte, die diesbezüglich die Herausforderungen beschreiben, für die die Verpackungslogistik Lösungen finden muss, sind beispielsweise Mehrkomponentenverpackungen, Luft in den Paketen und Plastik im Meer. Der Richtlinienvorschlag für Recyclingquoten DIN NA 115 CEN/TC 261 berücksichtigt einerseits die verstärkte Forderung der Endkunden und andererseits das noch umzusetzende Plastikverbot der EU sowie ein neues Verpackungsgesetz.

Hinweis der Redaktion: Von der gesamten Kunststoffverarbeitung in den EU-Staaten inklusive Schweiz und Norwegen entfallen 39,7 Prozent ausschließlich auf Verpackungen**. In diesem Zusammenhang bietet sich die vermehrte Nutzung von Mehrweg-Lösungen besonders an. Dazu muss die passende Mehrwegverpackung ausgewählt werden, indem man die entsprechenden Anforderungen vollständig definiert. Dazu gehören: Abmessungen, Lasten, Kennzeichnungen, intelligente Ladungsträger und Sonderlösungen. Ebenso muss der gesamte Prozess analysiert werden, also die Lieferketten, die Umlaufzeiten, die Reinigung und natürlich der Transport – inklusive des Leergut-Transports. Des Weiteren ist es notwendig, ein Behälter-Management zu implementieren (Track and Trace, Wiederbeschaffung, Pfandsystem).

Schließlich unterscheidet sich ein Mehrweg-Kreislauf von einem linearen Einweg-Ablauf;

  • vom Logistikzentrum wird die verpackte Ware zum Handelszentrum transportiert,
  • das Leergut muss wieder ins Logistikzentrum geführt werden,
  • dort wird das Leergut wieder als Verpackung eingesetzt.

Darüber hinaus gilt es, auch Lösungen für das Recycling und Upcycling der Materialien zu finden. Insgesamt wird deutlich, wie ganzheitlich die Verpackungslogistik operieren muss.

Zusammenfassung Verpackungslogistik

Verpackungslogistik ist als ganzheitlicher Ansatz zu verstehen, der die Prozesse und Strukturen der Logistik mit den Prozessen und Strukturen des Verpackens verbindet. In der Verpackungslogistik interagieren beide Bereiche miteinander, ergänzen sich gegenseitig und passen sich einander an. So reicht der Einfluss der Verpackungslogistik von der Produktion über den Transport und den Endkonsumenten bis zur Entsorgung des Verpackungsmaterials. Konkret geht es um das Planen, Implementieren und Kontrollieren von koordinierten Verpackungssystemen.

*Das aufgeführte Beispiel ist eine Entwicklung der TUP GmbH & Co. KG, dem Unternehmen, das Logistik KNOWHOW initiiert hat und betreibt.
**Quelle: plasticseurope.org

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