In der Richtlinie VDI 3601 “Warehouse Management Systeme” beschreibt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI), welche Anforderungen ein Warehouse Management System (WMS), auch bekannt unter dem Begriff Lagerverwaltungssystem (LVS), erfüllen sollte. Der VDI definiert einheitliche Begriffsbezeichnungen für Fachtermini und Abkürzungen, beschreibt Aufgaben, Leistungsanforderungen und zeichnet eine Systemstruktur vor, mit der die komplexe Steuerung einer Intralogistik sinnvoll abgebildet werden kann. Der VDI beantwortet damit eine Frage, die seit Jahren im Raum steht: Wann sind die Funktionalitäten eines WMS ausreichend, um es auch als WMS anzusehen? Als Hauptgründe für die Investition in ein WMS nennt der Verein Deutscher Ingenieure die Reduzierung der Fehlerrate, die Steigerung der Produktivität und die Erhöhung der Lieferbereitschaft.

 

Aufgaben- und Leistungsbereiche von Warehouse Management Systemen

In der Richtlinie werden die Aufgaben- und Leistungsbereiche eines IT- bzw Software-Systems als Warehouse Management System definiert. Dazu zählen folgende Aspekte:

  • Definition von Begriffen
  • Definition von Abkürzungen
  • Beschreibung des administrativen Umfelds
  • Beschreibung des funktionalen Umfelds
  • Einordnung des WMS in die Systemlandschaft
  • Methoden und Mittel zur Kontrolle von Systemzuständen
  • Betriebs- und Optimierungsstrategien
  • Elementare Funktionen einer Lagerverwaltung, wie zum Beispiel die Fördermittelsteuerung

Die Aufgabe eines Warehouse Management Systems ist nach der VDI 3601 die Führung und Optimierung der innerbetrieblichen Lagersysteme.

Mehr Informationen finden Sie unter Grundlagen der Modellierung eines Informationssystems.

 

 

Berücksichtigte Perspektiven in der VDI 3601

Seit Oktober 2011 wurde in einem Arbeitskreis aus insgesamt ca. 90 Personen die Richtlinie VDI 3601 „Warehouse Management Systeme“ kontinuierlich und zielgerichtet erarbeitet. So konnten verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden. Dazu zählen:

  • Anbieterperspektive mit Fokus WMS bzw. Logistik-Suite
  • Anbieterperspektive mit Fokus Automatisierung
  • Anbieterperspektive mit Fokus SAP bzw. Business-Suite
  • Anwenderperspektive
  • Beraterperspektive
  • Wissenschaftliche Perspektive

 

Folgende Experten aus Wirtschaft und Forschung haben unter anderem mitgewirkt:

  • Dipl.-Ing. Günther Pfisterer (TUP GmbH & Co. KG, vormals DR. THOMAS + PARTNER)
  • Dipl.-Phys. Michael Bodden-Streubühr (inconso AG)
  • Dipl.-Logist. Tim Geißen (Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML)
  • Dipl.-Log.-Kfm. Fin Geldmacher (prismat GmbH)
  • Dipl.-Inform. Helmut Ludwigs (integral logistics GmbH & Co. KG)
  • Dipl.-Ing. Detlef Spee (Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML)

 

 

Vortrag zur VDI 3601 auf der LogiMAT 2014

Das folgende Video zeigt einen den Vortrag von Dipl.-Ing. Günther Pfisterer auf edr LogiMAT 2014.
Als Teil einer Vortragsreihe beleuchtete er das WMS aus Prozess- und Funktionssicht. Er zeigte zudem Möglichkeiten, die Richtlinie 3601 als Checkliste bei der Einführung eines WMS zu nutzen.

 

Verweise

Die Richtlinie VDI 3601 kann über die Website des VDI bezogen werden.

 

 

Bild-Lizenz: CC BY-SA 3.0, Autor: Johann H. Addicks

Also available in English (Englisch)