Bestandskosten werden auch durch Bewegung von Güter verursacht.

Bestandskosten sind Kosten, die durch die Bewegung von Produktgütern im Lager bzw. Distributionszentrum entstehen. Dabei handelt es sich um eine Kennzahl aus der Betriebswirtschaft. Bestandskosten im Allgemeinen beinhalten z.B. die Lagermiete, Personal-, Energie-, und Versicherungskosten. Sie gliedern sich in die Bestandhaltungskosten, also die reine Lagerung von Gütern und die Kosten, die durch den Warenumschlag, d.h. das Abwickeln der Bestände entstehen.

Die Kalkulation der Bestandskosten setzt bereits bei der Produktplanung an und verzahnt sich mit dem besten Angebot des Anbieters aus der Intralogistik – einem attraktiven Lagerhaltungskostensatz (LHKS) für die Lagerung der entsprechenden Produktgüter. Der LHKS ist Bestandteil des finalen Produktpreises und für den Hersteller in Hinsicht auf den späteren Verkauf entscheidend. Je niedriger dieser ist, desto attraktiver ist später der Preis.

Intralogistik als Dienstleister für Produkthersteller

Die Bestandskosten setzen sich rechnerisch aus dem Produkt des Bestandswertes und dem Lagerhaltungskostensatz (LHKS) zusammen.

Formel: Bestandskosten = Bestandswert x Lagerhaltungskostensatz

Der Bestandswert ist der gesamte Materialwert eines Herstellers, der im Lager des Anbieters aus der Intralogistik in Form von Beständen vorhanden ist. Dabei hat der Intralogistiker oftmals mehrere Hersteller als Kunden in seinem Portfolio und verwaltet die entstehenden Kosten jeweils geschlossen.

Da der Warenumlauf im Lager dynamisch ist, d.h. von der gegebenen Nachfrage des Marktes abhängig ist, ist immer entweder der durchschnittliche Bestandswert bezogen auf einen konkreten Zeitrahmen (bspw. ein Jahr) oder alternativ der Bestandswert zu einem konkreten Stichtag (bspw. einer Inventur) gemeint.

Die Intralogistik agiert als Dienstleister des Herstellers und bietet ihm eine Lagerungsoption für seine Güter an, deren Kosten sich nach dem Lagerhaltungskostensatz (LHKS) für das entsprechende Produkt richten. Der LHKS wird in Prozent angegeben und ist der Anteil der Lagerhaltungskosten, der im Produktwert enthalten ist. Liegt der LHKS beispielsweise bei zehn Prozent, bei einem Produktwert von 200 Euro, sind 20 Euro des Gesamtwertes für die Lagerhaltung zu kalkulieren. Da sich der LHKS nach dem Materialwert und dem Aufwand in der Lagerung (beispielsweise Kühlung, Behutsamkeit bei der Entnahme, Sicherung) berechnet, stellt der Controller des entsprechenden Lagers, den für die entsprechende Produktlagerung individuellen LHKS an den Produkthersteller zur Verfügung.

Der LHKS ist eine kalkulative Kennzahl aus der Betriebswirtschaft. Aus diesem Grund müssen die für die Lagerhaltung budgetierten Kosten gegen die tatsächlichen Kosten, die im Lager entstehen, verrechnet werden. Das ist deswegen von hoher Relevanz, da erst dadurch ersichtlich wird wie hoch die tatsächlich anfallenden Kosten im Lager sind. Spricht man also von den im Vorhinein kalkulierten Lagerhaltungskosten, müssen diese später im Realszenarium in variable Kosten und Fixkosten unterschieden werden.

Bestandskosten: komplexe Abhängigkeiten zwischen variablen Kosten und Fixkosten

Fixkosten sind die Kosten, die unabhängig von dem Bestand gleichbleiben und in der Regel schon in den LHKS einberechnet sind. Darunter fallen die Kosten für die Abschreibung der Förderanlagen und die Mietkosten für das Lager. Variable Kosten oder Prozesskosten sind Kosten, die durch die Handhabung der Güter im Lager entstehen. Wird bspw. ein Auftrag aus dem ERP-System bearbeitet, müssen dafür Bestände kommissioniert, der Auftrag am Packplatz gepackt und anschließend versendet werden. Immer dann wenn ein Auftrag individuell ist, fallen zu der einfachen Abfertigung (Ein- und Auslagerung von ganzen Stückgütern) zusätzlich Spezifikationskosten an. Konkret handelt es sich hierbei bspw. um Kosten, die durch qualitätssichernde Maßnahmen im Wareneingang oder Personal- und Energieaufwände durch die zweistufige Kommissionierung verursacht werden. Variable Kosten als auch Fixkosten fallen in der Regel pro eingelagertes Stückgut an.

Optimale Bestellmenge

Der Lagerhaltungskostensatz dient in der Logistikplanung auch der Ermittlung der optimalen Bestellmenge. Die optimale Bestellmenge ist die Bestandsmenge, deren Lagerhaltungskosten unter Berücksichtigung der Lieferbereitschaft am geringsten ist. Das bedeutet einerseits, dass mehr Bestände mehr Lagerhaltungskosten verursachen, andererseits darf die Bestandsmenge keinem Lieferengpass erliegen. In den Funktionen des Lagers ist das als Sicherungsfunktion beschrieben.

Fazit

Bestandskosten sind Investitionskosten vor der finalen Verkaufsabwicklung und müssen immer sorgfältig kalkuliert werden. Für die Berechnung der Bestandskosten bedient sich der Controller aus der Intralogistik den laufenden Daten, die aus den Systemen ERP und WMS zur Verfügung gestellt werden und gliedert die im Lager anfallenden Kosten in ihre Bestandteile. Die Unterscheidung zwischen variablen Kosten und Fixkosten ist dabei entscheidend, da diese letztendlich den tatsächlichen LHKS bestimmen.

Komplexe Abhängigkeiten zwischen variablen Kosten und Fixkosten, sowie die Dynamik des Marktes, erfordern deshalb eine saubere Kalkulation der Bestandskosten. Die betriebswirtschaftliche Rechnung des Herstellers muss dabei unbedingt mit den tatsächlichen Kosten im Lager (variable Kosten und Fixkosten) gegengerechnet werden. Das ermöglicht dem Hersteller einen potentiell höchst möglichen Gewinn. Durch die saubere Kostenverwaltung bekommt der Kunde seinerseits den besten Preis.

Über die digitale Aufzeichnung von Bestandsbewegungen innerhalb eines Lagers, lesen Sie unter Bestandsverwaltung in der Intralogistik.

Teaser-Bild: Dennis Skley (Bildrechte: CC BY-ND 2.0)

Also available in English (Englisch)