Supply-Chain-Planung mit den richtigen Tools unterstützt eine unternehmensübergreifende Koordination aller Prozesse.

Viele Unternehmen gehen davon aus, allein mit Hilfe eines Interfaces eine unternehmensübergreifende Supply-Chain-Planung mit der Tochtergesellschaft realisieren zu können. Letztlich können sich aber nicht nur unterschiedliche Enterprise Resource Planning Systeme, kurz ERP-System, sondern auch die Prozessunterschiede als Herausforderung erweisen. Die Lösung ist eine echtzeitfähige APS-Software, die eine übergreifende Planungssicht auf die Prozesse beider Firmen erlaubt.

Komplexe Fertigungsabläufe, die globale Beschaffung von Kaufteilen und eine hohe Variantenvielfalt bedingen eine komplexe und langfristige Supply-Chain-Planung. In unserem Beispiel wird davon ausgegangen, dass die Muttergesellschaft bereits seit Jahren in der Supply-Chain-Planung auf ein APS-System (Advanced Planning & Scheduling) setzt.

Wird das Tochterunternehmen in den Konzern integriert, sollte dies im Sinne eines unabhängigen Kunden-/ Lieferantenverhältnisses in die bestehende IT-Landschaft des Konzerns integriert werden. Ziel ist es, eine übergreifende Supply-Chain-Planung zu etablieren.

Zwei Welten: Maschinen und Ersatzteile

Beim Zusammenspiel im Verbund der Unternehmen blieben in der Praxis einige Wünsche offen. So stellen die Vertriebsgesellschaften beispielsweise Anfragen nach der Verfügbarkeit von Ersatzteilen zunächst an die Mutterfirma. Hier wird ein Auftrag in deren ERP-System angelegt, ein Kundenauftrag und eine Bestellung bei der Tochter erzeugt und bei dieser wiederum wird der Bedarf in deren ERP-System erzeugt. Eine insgesamt korrekte Abwicklung – aber mit Verbesserungspotential.
Letztlich kommt man zu dem Schluss, dass die unterschiedlichen Planungsstrategien ursächlich sind. Während in der Mutterfirma langfristige Planung zu besseren Ergebnissen führt, ist die Tochter von jeher auf kurzfristige Disposition und schnelle Lieferung ausgerichtet.

Zwei ERP-Systeme, eine Planungssicht

Werksübergreifende Prozesse mit einem APS-System transparent und planbar zu machen, gehört zum täglichen Geschäft eines solchen Systems. Doch ein Szenario, in dem die Planungssoftware auf zwei verschiedene ERP-Systeme zugleich zugreifen sollte, ist etwas Neues. Dabei ist nicht nur das unterschiedliche Interface der beiden ERP-Systeme zu beachten. So unterscheiden sich die beiden ERP-Systeme meist auch deutlich in der Arbeitsweise, können nur teilweise die vom jeweils anderen Programm benötigten Informationen liefern. Hier müssen neue Lösungen gefunden werden, um in beiden Systemen Stammdaten so pflegen können, dass sie in der übergreifenden Planung harmonieren.

Ziel ist nicht der komplette Datenaustausch, sondern ‘lediglich’ die gemeinsame Planungssicht. Daher ist es zu vermieden die kompletten Stammdaten händisch zweifach anzulegen.

Der dafür passende Mechanismus funktioniert beispielsweise so: Ist für ein Produkt der Tochtergesellschaft im ERP der Mutterfirma noch kein Materialstamm oder keine Stückliste angelegt, so bedient man sich des beim Zulieferer in dessen ERP-System angelegten Materialstamms. Die Übermittlung an die Mutterfirma erfolgt über ein Interface im APS-System und zwar fragt diese auch die zusätzlichen Infos ab, die im ERP benötigt werden. Für die Anlage im ERP wird nach einer Matrix automatisch ein möglichst ähnlicher Referenzartikel als Vorlage kopiert und diese Kopie mit den über das APS-Interface gelieferten Daten überschrieben. Es werden Materialstamm und Stückliste unter Verwendung der Nummer aus dem ERP der Tochter automatisch angelegt. Auch Änderungen an diesen Stammdaten werden über das Interface weitergegeben.

Supply-Chain-Planung: Durchlaufzeiten verkürzen

Auch die Frage, wie die Zusammenarbeit in der Planung funktionieren soll, wird geregelt. In beiden Unternehmen gibt es jeweils einen Ansprechpartner für die Planung im APS-System. Die wichtigste Frage in dem Intercompany-Prozess, der mit der APS-Software realisiert wurde, ist die ATP-Prüfung (Available To Promise). Diese erfolgt dann zu 80 Prozent automatisch. Lediglich wenn Zukaufteile fehlen, geht eine Liste zur Klärung an den Auftragsleiter.

Weil das APS-System die Prozesse auf Basis der Daten aus beiden ERPs transparent darstellt, lässt sich eine Verfügbarkeitsanfrage von Ersatzteilen heute innerhalb von Minuten beantworten. Vor der Einführung der übergreifenden Planung hätte dieser Prozess noch mehrere Tage gedauert. Ähnliche Erfolge gibt es dann auch bei den Projektdurchlaufzeiten.

Weitere Informationen zum Thema Planung finden Sie unter prozessorientierte Lagerplanung sowie unter Supply-Chain-Management.

Bildquelle: © Burckhardt Compression AG