Die Totzeit bei der Kommissionierung - am Beispiel von der Kommissionierart Pick-by-Light.

Die Totzeit ist eine unproduktive aber unvermeidbare sogenannte Nebenzeit, die bei der Kommissionierung durch vor- und nachbereitende Tätigkeiten (bspw. Suche und Identifikation des Lagerplatzes) entsteht. Sie kann durch einfache Maßnahmen optimiert werden.

Es gilt: Die Tätigkeiten, die für jede Auftragsposition am Bereitstellungsplatz anfallen und nicht direkt dem eigentlichen Kommissionier-Prozess zuzuordnen sind, gehören zur Totzeit. Sie nimmt im Schnitt 10-25 Prozent der gesamten Kommissionier-Zeit ein (1). Zum Vergleich:

Berechnung der Kommissionier-Zeit und die Totzeit-Prozesse

Sieht man von der Basiszeit ab, hängen sämtliche oben aufgeführte Kommissionier-Zeit-Abschnitte von der Anzahl der Positionen eines einzelnen Kommissionier-Auftrags ab. Für die Technische Universität München ergibt sich daher, zur Berechnung der gesamten Kommissionier-Zeit, folgende Formel. n beschreibt dabei die Anzahl der einzelnen Aufträge.

Formel für die Berechnung der Kommissionierzeit - die Totzeit.

Neben der Suche und Identifikation des Lagerguts gehören zur Totzeit folgende Prozessschritte

  • Kontrolle der kommissionierten Artikel
  • Lesevorgänge
  • Reaktion auf Kommissionier-Fehler
  • Quittieren

Optimierung der Totzeit

Wie oben beschrieben, können gerade Lesevorgänge und die Kontrolle der Artikel sowie das Eingeben von Informationen den Kommissionierer wertvolle Zeit kosten. Diese unproduktive Zeit kann bei unzureichender Kennzeichnung von Lagerplätzen, ungeeigneter Eingabetechnik, Bestandsabgleich in Echtzeit und übermäßig viel Informationen länger sein, als die produktive Greifzeit. Es kommt daher immer wieder vor, dass bei nicht aufeinander abgestimmten Lagerprozessen Warehouse-Management-Systeme (WMS) systembedingte Wartezeiten von bis zu fünf Sekunden generieren. Im Zeitalter des E-Commerce sollten daher in modernen Distributionszentren autarke Kommissionier-Systeme beziehungsweise -Steuerungen eingesetzt werden (2). Das heißt, die Kommissionierung ist von der eigentlichen Bestandsverwaltung zunächst entkoppelt. Bei einer Bestellung aus dem Webshop wird der Artikel sofort über das ERP-System für den Kunden reserviert. Der Kommissionierer startet mit seinem Rundgang, entnimmt die auftragsrelevanten Artikel, ohne dabei eine Onlinesynchronisation mit dem darüber liegenden System zu erzwingen. Erst am Ende des Rundgangs wird die Entnahme online synchronisiert. Vorteil: Der Kommissionierer kann flüssig seinen Rundgang abwickeln, ohne dabei auf Rückmeldung anderer Systeme (beispielsweise vom ERP) warten zu müssen. Die, wie oben beschriebenen systembedingten Wartezeiten werden so überbrückt.

Die Totzeit kann zudem mittels folgender Methoden einfach optimiert werden

  • Eindeutige Kennzeichnung der Regale (siehe Lagerplatzverwaltung)
  • Vorverpackungen beziehungsweise Vorkommissionierung in unterschiedlichen Mengen
  • Elektronische Zählvorgänge (bspw. mittels RFID)
  • Digitale Navigation via Datenbrille und Smartwatch
  • Verzicht auf Abgabe von sogenannten Anbrüchen. Es werden ausschließlich vorverpackte Mengen an den Kunden versendet

Wichtig: Die Totzeit ist nicht der Verteilzeit gleichzusetzen, die zwar ebenfalls keine produktive Arbeit verzeichnet, dies aber in der Regel durch persönliche Einflüsse bedingt ist.

Es gibt verschiedene Faktoren, die Einfluss auf die Totzeit haben. Dazu gehören die Darstellung und Aufbereitung von Informationen, Qualität der Mitarbeiter und die Ergonomie des Arbeitsplatzes.

Zusammenfassung Totzeit

Die Totzeit setzt sich aus Arbeitsschritten zusammen, die während der Abarbeitung eines Kommissionier-Auftrags beziehungsweise Batches notgedrungen anfallen; aber nicht zur eigentlichen produktiven Abwicklung gehören. Dazu gehören unter anderem:

  • Das Suchen des Lagerplatzes
  • Das Öffnen von Verpackungen (siehe “Optimierung der Totzeit”)
  • Das Zählen, Wiegen, Messen der Artikel
  • Kontrollieren des zu kommissionierenden Artikels
  • Entnahme vermerken (Quittieren)

(1) Jens Wisser, Der Prozess Lagern und Kommissionieren im Rahmen des Distribution Center Reference Model.

(2) Tim Gudehus, Logistik – Grundlagen, Strategien, Anwendungen, 4. aktualisierte Auflage, Seite 693. 17.4, Kommissionier-Qualität

Weitere Informationen zum Thema Kommissionierung finden Sie auch unter Mann-zur-Ware-Kommissionierung sowie unter Ware-zum-Mann-Kommissionierung.

Teaserbild: Autor: KBS Industrieelektronik GmbH / Lizenz: CC BY-SA 3.0

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